Konjunkturumfrage 2019/2020: Metall- und Elektroindustrie in der Krise

Die Stimmung in der Metall- und Elektroindustrie in Köln und Umgebung hat sich zum Jahreswechsel 2019/2020 deutlich eingetrübt. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage des Arbeitgeberverbandes kölnmetall unter 34 Betrieben mit insgesamt 36.000 Beschäftigten. „Die Ergebnisse geben Anlass zu ernster Sorge“, fasste Wolfgang Reß, Hauptgeschäftsführer von kölnmetall, das Stimmungsbild der Unternehmen zusammen. Mit Blick auf die nächste Tarifrunde mahnte er daher in Richtung IG Metall: „Unsere Unternehmen stehen vor vielfältigen Herausforderungen – das wirtschaftliche Umfeld hat sich nicht nur aufgrund protektionistischer Tendenzen und dem bevorstehenden Brexit stark eingetrübt. Auch steht unsere Industrie durch Mobilitäts- und Energiewende vor einem gewaltigen Umbruch, der nicht über Nacht abgeschlossen sein wird.“ Der nächste Tarifabschluss dürfe die Unternehmen daher nicht überfordern – „weder in der Höhe noch was die Komplexität der gefundenen Regeln angeht“.

Derzeit beurteilen fast die Hälfte der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht – ein Jahr zuvor traf dies auf lediglich 9,4 Prozent zu. Was die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate angeht, zeigen sich die Unternehmen ebenfalls deutlich pessimistischer gestimmt: 62 Prozent befürchten eine Verschlechterung der Geschäfte im kommenden Halbjahr – dieser Wert hat sich im Vergleich zur letzten Konjunkturumfrage nahezu verdoppelt.

Der Anteil derer, die sich aktuell über eine gute inländische Auftragslage freuen können, ist seit der letzten Umfrage von 31,3 Prozent auf derzeit 14,7 Prozent gesunken. Dagegen beklagen 44 Prozent eine unbefriedigende Inlandsnachfrage. Die aktuelle Auftragslage aus dem Ausland wird von 51,6 Prozent (Vorjahr: 15,6 Prozent) der Unternehmen als schlecht eingestuft, nur 16,1 Prozent (40,6 Prozent) bewerten die Nachfragesituation als gut.

Anlass zur Sorge gibt der Blick in die nähere Zukunft: Mit einer Verbesserung der Auftragslage im Inland in den nächsten sechs Monaten rechnen nur 5,9 Prozent (6,3 Prozent) aller befragten Firmen, 41,2 Prozent (53,1 Prozent) erwarten keine Veränderung. Allerdings ist der Anteil derjenigen, die mit einer schlechteren Auftragslage rechnen, seit der letzten Umfrage nochmals von 40,6 Prozent auf aktuell 52,9 Prozent angestiegen. Was die Erwartungen an die Auftragslage aus dem Ausland im kommenden Halbjahr angeht, macht sich ebenfalls Skepsis breit: So rechnen lediglich 6,5 Prozent (12,5 Prozent) in den kommenden sechs Monaten mit einer Besserung, zeitgleich stieg der Anteil derer, die eine schlechte Auslandsnachfrage befürchten, auf 48,4 Prozent (37,5 Prozent) an.

Wenig Grund zu Optimismus bietet auch die aktuelle Ertragslage:Nur knapp 9 Prozent (31,3 Prozent) der Unternehmen können von guten Erträgen berichten, eine schlechte Ertragssituation beklagen dagegen über 41 Prozent (25 Prozent) der Metallfirmen. Der Ausblick auf das kommende Halbjahr lässt eine weitere Eintrübung erwarten: So rechnen fast 59 Prozent (25 Prozent) mit einer weiteren Verschlechterung. Nur 5,9 Prozent (12,5 Prozent) erwarten eine Besserung der Erträge.

Hinsichtlich der Beschäftigungsentwicklung in den letzten sechs Monaten hielten immerhin 42,4 Prozent (43,3 Prozent) der Unternehmen im abgelaufenen Halbjahr an ihrer Belegschaft fest, allerdings mussten fast 40 Prozent (13,3 Prozent) Personal entlassen. Gleichzeitig ist die Zahl derer, die Kurzarbeit einführen mussten, auf 30,3 Prozent (0,0 Prozent) angestiegen. Parallel dazu wurde in 12,1 Prozent (20,0 Prozent) der Unternehmen Mehrarbeit geleistet.

In den kommenden sechs Monaten wollen 42,9 Prozent (61,3 Prozent) der Firmen der schwachen Konjunktur zum Trotz ihren Personalbestand nicht verändern. Ein Personalabbau steht dagegen bei 42,9 Prozent (16,1 Prozent) der Befragten ins Haus. Mit Kurzarbeit rechnen knapp 30 Prozent im nächsten Halbjahr, 7,1 Prozent (6,5 Prozent) werden aller Voraussicht nach Mehrarbeit anordnen.

Trotz der sich weiter eintrübenden konjunkturellen Aussichten wollen auch 2020 viele Unternehmen an ihrem Ausbildungsengagement festhalten. Fast 68 Prozent (71,9 Prozent) aller Befragten wollen in diesem Jahr die Zahl der Ausbildungsplätze unverändert lassen, weitere rund 15 Prozent (21,9 Prozent) planen sogar eine Steigerung.

Die Investitionsbereitschaft 2020 ist angesichts des wirtschaftlichen Umfelds gesunken: Während im vergangenen Jahr 31,3 Prozent ihre Inlandsinvestitionen ausweiten wollten, sind es aktuell nur 11,8 Prozent. Weniger investieren als 2019 werden gut 35 Prozent (12,5 Prozent). Betrachtet man die Situation an ausländischen Standorten, so wollen lediglich 10,5 Prozent (26,3 Prozent) aller Befragten ihre Investitionen erhöhen. Bei 42,1 Prozent (5,3 Prozent) soll 2020 weniger im Ausland investiert werden.