„Es muss einen grundlegenden Mentalitätswechsel geben.“

Die Landtagswahl am 15. Mai 2022 findet in einer schwierigen und für unser Land außerordentlich herausfordernden Zeit statt. Angesichts der dramatischen Geschehnisse in der Ukraine fällt es nicht leicht, sich in diesen Tagen mit der Landespolitik zu beschäftigen. Gleichwohl wird uns derzeit umso mehr bewusst, wie existenziell wirtschaftliche Stärke auch für uns hier in Nordrhein-Westfalen ist. Die Vorsitzenden der Arbeitgeberverbände kölnmetall und ARBEITGEBER KÖLN haben dazu ihre Forderungen an die künftige Landesregierung formuliert.

Lesen Sie heute die Positionen von Gunnar Herrmann, Vorstandsvorsitzender ARBEITGEBER KÖLN, zu Rahmenbedingungen für eine verlässliche Energieversorgung:

„Es muss einen grundlegenden Mentalitätswechsel geben.“

Die Unternehmer der Region haben die Landespolitik aufgefordert, nach der Landtagswahl alles für eine verlässliche und wettbewerbsfähige Energieversorgung zu tun. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Ausbau der Erneuerbaren Energien sei eine der großen Herausforderungen für unser Land, betont der Vorstandsvorsitzende von ARBEITGEBER KÖLN, Gunnar Herrmann – vor allem angesichts der dramatischen Situation durch den Krieg in der Ukraine, dessen wirtschaftliche Folgen für alle spürbar und langfristig kaum absehbar seien.

„Als Verband stehen wir selbstverständlich vollumfänglich hinter den Sanktionen gegen den russischen Aggressor“, bekräftigt Herrmann. „Doch es braucht zielgenaue und langfristig durchhaltbare Maßnahmen, mit denen wir nicht uns härter bestrafen als den russischen Kriegstreiber. Für den Importstopp von Kohle trifft das zu: Sie lässt sich auf dem Weltmarkt durch Lieferungen aus anderen Ländern ersetzen. Ein Importstopp oder aber auch eine Reduzierung russischer Gaslieferungen wird uns vor größere Herausforderungen stellen. Diese können nur mittel- und langfristig ersetzt werden, z.B. durch LNG Gas, und das nur zu signifikant höheren Preisen. Das hätte unabsehbare Folgen für Versorgungssicherheit, Wachstum, Beschäftigung und unsere politische Handlungsfähigkeit“.

Der Krieg mache die Notwendigkeit für den beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren auf dramati-sche Weise deutlich, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Dies sei allerdings nur durch erheblich schnellere Genehmigungszeiten zu gewährleisten. Die Transformation in den Unternehmen zu neuen Technologien und der Ausbau der Erneuerbaren Energien müsse beschleunigt und parallel betrieben werden.
„Kurzfristig brauchen wir Versorgungssicherheit, zugleich müssen wir mittelfristig mit hohem Tempo eine größere Unabhängigkeit von Energielieferanten erreichen und eine Reduzierung des Energieverbrauchs erzielen, um die höheren Preise für Energiealternativen zu kompensieren“.

Gerade das Industrieland Nordrhein-Westfalen sei auf eine verlässliche Energieversorgung angewiesen, um weiterhin Beschäftigung und Standortgarantien zu ermöglichen, mahnt Herrmann: „Wir brauchen zwingend sichere Energie zu jeder Sekunde und bei jedem Wetter – und das zu bezahlbaren, wettbewerbsfähigen Preisen“.

Das ambitionierte Ziel des Kohleausstiegs bis 2030 könne nur durch einen erheblichen Ausbau der Erzeugungs- und Speicherkapazitäten erreicht werden, erklärt Herrmann. „Hierfür brauchen wir
attraktive Investitionsbedingungen und praxisgerechte Genehmigungsvoraussetzungen. Und: Es muss einen grundlegenden Mentalitätswechsel geben – in der Politik und auch in der Gesellschaft. Nur so können wir das erforderliche Tempo erreichen, das wir für die Umsetzung der ambitionierten Projekte benötigen“.

Außerdem benötige Nordrhein-Westfalen eine leistungsfähige Wasserstoffinfrastruktur, betont Gunnar Herrmann. Nur so könne es führendes Industrieland bleiben und klimaneutrales Industrieland werden.
„Es gibt die Wasserstoff-Roadmap NRW und Ergebnisse aus den „Spitzengesprächen Wasserstoff“. Die müssen jetzt umgesetzt werden“, fordert der Verbandsvorstand. Er begrüße den technologieoffenen Ansatz der Roadmap. Der sei unverzichtbar. Gleiches gelte für die Schaffung von konkreten Voraussetzungen für den Import von Wasserstoff durch Kooperationen und den Bau der notwendigen Infrastruktur. „Wir können das alles schaffen, aber nur mit einer gemeinsamen gesellschaftlichen Kraftanstrengung“.

Lesen Sie dazu auch: 5 Fragen und 5 Antworten -> https://arbeitgeber-koeln.de/landtagswahl-2022/

In der kommenden Woche erhalten Sie von uns die Positionen von Wolfgang Reß, Hauptgeschäftsführer von kölnmetall, zu einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen.